GEHIRNWÄSCHE AUF GYMNASTIKBÄLLEN
Performance-Duo J.M. Schmit und I.L. Malmborg versuchen in >>white on white #Fuckme! (we didn‘t make it)<< eine kritische Neupositionierung von weißer Subjektivität.
Die Performance-Künstler Johannes Maria Schmit und Iggy Lord Malmborg theatralisieren seit 2009 mit ihrer Serie >>white on white<< weiße Subjektivität aus weiß-männlicher Perspektive. Das kritische Unterfangen des Weiß-Seins hatte in der Amtszeit von Barack Obama, laut den Performern ein dialektisches Moment. Nun ist Donald Trump Präsident und es findet eine ununterbrochene Inszenierung eines weißen Mannes in Machtposition statt. Mit der Arbeit >>white on white #Fuckme!<< versuchen die Künstler sich neu zu positionieren. Dazu verfrachten sie das Publikum des Studio R vom Maxim Gorki Theater in einem Raum mit einer Bestuhlung aus roten Gymnastikbällen. Auf der Bühne befindet sich ein Radio, links und rechts jeweils ein Stuhl und vor den Stühlen ein Bild von Walter Benjamin und Theodor W. Adorno. Nach einiger Zeit strahlt das Radio Informationen in den Raum aus, wie >>Du hast das Recht ein Teil der Masse zu sein<< oder >>Ich bin die Lügenpresse<<. Das Radio sagt den Zuschauern, wo sie sich befindet und zu welcher Klasse sie gehören. Es gibt kein entkommen. Neben musikalischen Stücken, sendet das Radio Passagen von George Lukács >>Geschichte und Klassenbewusstsein<< und fragt: Was ist Kulturmarxismus? Grob rezitiert, beschreibt der Begriff >>Kulturmarxismus<<, welcher aus der Frankfurter Schule stammt, eine kritische Auseinandersetzung mit dem Bild von weißen US-Amerikanern, die Stolz auf ihre weiße Ethnie sind und ein konservatives Wertesystem vertreten. Schmit und Malmborg simulieren eine Radiosendung, welche auf die Masse einrieselt. Mit dem Radio als Akteur (Unterhaltungsmedium) des Abends greifen sie Lukács Kritik an die passiven Proletarier auf, die die Sklavenhaltergesellschaft des Kapitalismus akzeptieren und den Konsum von Medien, die die Ideen der herrschenden Klasse propagieren, nicht ausreichend reflektieren und die bürgerliche Ideologie nicht in Frage stellen. Gleichzeitig schafft das Performance-Duo eine neue dialektische Form, in dem sie als herrschende Klasse das Radioprogramm gestalten, das Lukács, Adorno und Benjamin zitiert. Die Zuschauer auf den roten Gymnastikbällen erfahren im Sinne des Kulturmarxismus eine Gehirnwäsche in der Tradition der Frankfurter Schule. Das Performance-Duo beweist mit >>white on white #Fuckme!<< nicht nur einen bewussten Umgang mit komplexen Theorien, sondern auch mit theatralen Strukturen und moderner Ästhetik.
>>white on white #Fuckme! (we didn‘t make it)<< | Studio R am Maxim Gorki Theater| 23.11., 20.30h| Karten unter: ticket@gorki.de
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