Nationalistische Zombieapokalypse
An der Berliner Schaubühne. Die mehrfach ausgezeichnete Inszenierung FEAR (UA 25. Oktober 2015) von Falk Richter, holt nationalistische Wiedergänger auf die Bühne und spiegelt mit ihnen unsere europäische Gesellschaft treffend wider, die einen rechten Kurs eingeschlagen hat.
Irgendwo da Draußen tummeln sie sich; die Wiedergänger, die wollen, dass Deutschland, Deutschland bleibt. Die Untoten aus der Erde, die leben wollen, nicht vergessen werden wollen. Pegida, AfD, Front National und viele andere, die den Faschismus wieder salonfähig gemacht haben. Die nicht nur fragen, was Heimat ist, sondern sagen, wie Heimat und Familie auszusehen hat.
Mein Land heißt Deutschland … Und das mag ich, so wie es ist. Ich will einfach zeigen, dass ich Deutschland mag, dass ich für Deutschland einiges tun werde, und will mich auch nicht an irgendwelchen rechtsradikalen Dinge beteiligen. Ich steh einfach auf das Land als Deutschland. Wir sollten aufpassen, dass Deutschland, Deutschland bleibt.
Angekrochen kommen sie mit Rettungsplänen zum Abendland. Diese besorgten Bürger*innen stehen auf der Bühne als Pappfigur, Bild, Stimme und möchten ihr gelobtes Land verteidigen. Fünf Schauspieler*innen und drei Tänzer halten in einer zweistündigen Collage aus Text, Tanz, Musik, Fotos, Video der Gesellschaft einen Spiegel vor die Augen. Das Bild ist klar. Und es macht Angst. Es macht Angst diesen faschistoiden Stimmen zu lauschen; die Menschen sehen als >>FLUTMASSE, als LANGSAM AUSHÖHLENDE FLUTMASSE DIE AUF UNS LASTEN DAS DEUTSCHE AN UNSEREN DEUTSCHSEIN LANGSAM AUSHÖHLEN<<. Es macht Angst die Gesichter von den rechtsradikalen Mob präsentiert zu bekommen. Elektronische Musik von Malte Beckenbach pulsiert und unterstützt die grün beleuchteten Szenerie. Frauke Petry, Beate Zschäpe, Marie le Pen, Beatrix von Storch, Horst Seehofer und viele mehr. Von den Darsteller*innen hin montiert. Befestigt und angeklebt. So schnell gehen die nicht weg. Alle bewegen und kriechen, kommen aus der Erde und wollen nicht vergessen werden, wie Elfriede Jelinek es in ihrem Heimatmonolog „Wolken.Heim.“ geschrieben hat. Alle sind sie wieder da. Und wollen HEIMAT. HEIMAT? Was ist das überhaupt?
Falk Richters Inszenierung FEAR, die sogar wegen dem Rechten Flügel vor Gericht ziehen musste, zeigt uns emotional und rational, was hier DRAUßEN ist. Ein besorgt-hasserfüllter Mob, der DRAUßEN in unserer Gesellschaft tobt und irgendwas will… aber die wahren Gründe nicht erkennt und dafür den Faschismus wiederaufleben lässt. ÜBERALL DIESE BILDER. DIESE STIMMEN. Das macht ANGST. WIRKLICH ANGST. Weil den Mob bekommt mensch nicht einfach so wieder weg. Also wohin? Laut, FEAR ab ins Grüne, Gemüse anbauen,… um diesen ganzen System endlich mal entfliehen zu können. Keine so schlechte Idee… erst mal zurück zur Natur.
FEAR| Schaubühne Berlin| 24.6., 25.6., 27.6., 28.6., 29.6.2016| 20h| Spieltermine in der neuen Spielzeit: (http://www.schaubuehne.de/de/produktionen/fear.html) Karten unter: ticket@schaubuehne.de
von Falk Richter. Mit: Bernardo Arias Porras, Denis Kuhnert, Lise Risom Olsen, Kay Bartholomäus, Alina Stiegler, Tilman Strauß, Frank Willens, Jakob Yaw. Musik: Malte Beckenbach. Bühne: Katrin Hoffmann. Kostüm: Daniela Selig. Video: Bjørn Melhus. Dramaturgie: Nils Haarmann. Licht: Carsten Sander.]]>