Antigone is coming!
Nachwuchskünstler Ersan Mondtag verarbeitet am Maxim Gorki Theater in seiner Inszenierung >>Ödipus und Antigone<< griechische Tragödien zu einem amüsanten thebanischen Familiendrama.
In jeder Familie gibt es Konflikte, Auseinandersetzungen und immer liegt irgendwo eine Leiche im Keller; so ergeht es auch der griechischen Herrscherfamilie in Theben. Ihre komplexe Familiengeschichte ist geprägt von Mord, Inzest, Suizid und der Schwierigkeit Recht und Gerechtigkeit zu differenzieren. Regisseur Mondtag beginnt die Tragikomödie mit einem Streit zwischen den Schauspielern Yousef Sweid und Orit Nahmias. Beide möchten Eteokles spielen, weil dieser als erster Anrecht auf den Thron hat und ehrenvoll begraben wird. Nachdem Orit Nahmias erklärt hat, dass diese Rolle ihr aufgrund ihrer israelischen Herkunft besonders gut passt, muss der Palästinenser Yousef Sweid sich mit der Rolle des Polyneikes zufrieden geben. Im Geschwisterzwist gefangen, sprechen Eteokles und Polyneikes über den Nahostkonflikt, das Geschlecht, über den neuen US-Präsidenten und den (kommenden) Faschismus, bevor sie in die Antike verschwinden. Dort angekommen, begegnet der Zuschauer Greisen. Verstaubte Charaktere mit runzeligen Gesichtern, grauen Haaren und einer altersbedingten Bewegungsschwäche. Think pink! Ist das Motto der mythologischen Alten, die mit viel Humor, Zynismus und Sarkasmus über die Dramen von König Ödipus, Antigone und Sieben gegen Theben die Revolte von Ödipus Tochter, Antigone erzählen.
Ungeheuer ist vieles, nichts ist ungeheurer als der Mensch.
Das eigentliche Trauerspiel beginnt mit dem Mord an König Laios. Er ist der König von Theben und Ödipus Vater. Als Ödipus (Benny Claessen) erfährt, dass er seinen Vater umgebracht hat, rollt er sich wehleidig und theatralisch die Treppen von Kreos herunter.
[caption id="attachment_1326" align="aligncenter" width="800"] >>Ödipus und Antigone<<, Ensemble, Foto: Armin Smailovic.[/caption]Mondtags antike Familienbande bietet an diesen Abend viele Slapsticks, humorvolle Rollenausgänge und gelungene Situationskomik. Beispielsweise tritt der Schauspieler Claessen in seinen dichterischen Gesangseinlagen (hier werden unter anderen Texte von Hölderlin verwendet) mit Aussagen wie >>Bla, Bla, heterosexuelles weißes Zeug<< aus seiner Rolle des Ödipus heraus. Aber auch Ödipus Onkel, Kreon (Aram Tafreshian), der nun Herrscher über Theben ist und stark verkündet >>Ich bin der Staat, ich bin das Gesetz<< zuckt weinerlich zusammen, als die Rechtbrecherin Antigone auf dem Weg nach Hause ist. Insgesamt sind die schauspielerischen Leistungen des Ensembles erstklassig und unterhalten das Publikum. Mondtags und Aljoscha Begrichs zusammengestrichene antike Drama >>Ödipus und Antigone<< (unter Verwendung der Texte von Durs Grünbein >>Sieben gegen Theben<<, Soeren Voima >>Europa Antigone<< und Friedrich Hölderlin >>Antigone<<) setzt gelungen die Mythen von Ödipus und Antigone zusammen und schafft mit der Rebellin Antigone einen neuen Ausgang, in dem sie mit dem Herstellen von Gerechtigkeit die Herrschenden vor Angst bibbern lässt.
>>Ödipus und Antigone<<, Maxim Gorki Theater Berlin, Weiterer Spieltermin: 17.04. jeweils um 19.30 Uhr. Karten unter: ticket@gorki.de oder 030 20221-115
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