>>Wer macht Athen sauber?

Die Inszenierung CLEAN CITY von den Regisseuren Anestis Azas und Prodromos Tsinikoris erkundet am Maxim Gorki Theater den Rassismus der >>Sauberkeit<< und >>Reinheit<< in Griechenland.

>>Desintegriert Euch!<<, lautet das Leitmotiv des 3. Berliner Herbstsalon, welches das Maxim Gorki Theater alle zwei Jahre veranstaltet. Auf unterschiedlichen Bühnen treffen Kunst, Performance und Diskurs auf die Frage nach einer sinnvollen Integration. Ist Integration ohne das narrative Denken von Nation und rechten Strukturen heute überhaupt noch möglich? Nach dem Organisationsteam des Herbstsalons (Shermin Langhoff, Aljoscha Begrich, Çağla İlk, Erden Kosova, Tunçay Kulaoğlu, Elena Sinanina) ist Integration immer eine Degradation von Minderheiten. Deshalb plädieren sie für eine Desintegration in Form einer pluralen Demokratie. Im Rahmen von >>Desintegriert Euch!<< wurde die Athener Inszenierung CLEAN CITY (Uraufführung 3. Februar 2016) als Gastspiel eingeladen. Fünf akademisch-künstlerische Frauen (Lauretta Macauley, Rositsa Pandalieva, Fredalyn Resurreccion, Drita Shehi, Valentina Ursache) verschiedener Herkunft (Albanien, Philippinen, Südafrika, Bulgarien, Moldawien) erzählen von ihren Werdegang, ihrer Einwanderung nach Griechenland und ihren beruflichen Schicksal als Putzfrau arbeiten zu müssen. Sie waren auf der Suche nach einem besseren Leben, nach einer hoffnungsvollen Zukunft. Gefunden haben sie aber nur ein Land in Scherben. In der Performance erarbeiten die Schauspielerinnen meist zynisch, humorvoll und mit viel eigenen Emotionen eine Collage von Griechenland, die rassistische Strukturen offenbart; oder wieso sind die meisten Putzfrauen Migrantinnen?

>>Hast Du wirklich an Tsipras geglaubt? – Ja, ich glaube an die linke Idee.<<

Die Arbeit der Regisseure Anestis Azas und Prodromos Tsinikoris erinnert etwas an die US-Serie >>Devious Maids<<, wobei sie neben der Unterhaltung sehr viel Wert auf die Emanzipation der Frau legen. Über Nikolaos Michaloliakos (Chef der rechtsextremen Partei Chrysi Avgi – Goldene Morgenröte) Aussage, dass er Griechenland von den Migranten säubern möchte, erkunden die beiden jungen Regisseure im Stil eines >>Theaters der Realität<< gelungen die Begriffe >>Rein<< und >>Sauber<<. Beide Worte sind verschmutzt von nationalsozialistischer Ideologie und treten meist in Verbindung mit den Gedanken nach einer >>reinen Rasse<< auf; die sogenannte >>arische Rasse<<. Der besondere Mensch klammert gezielt Andersartigkeiten aus und degradiert die Nicht-Arier. Anestis Azas und Prodromos Tsinikoris, sowie die Schauspielerinnen befassen sich gelungen mit der nationalsozialistischen Interpretation der >>Reinheit<< und schaffen über ihre persönlichen Geschichten eine Widerspiegelung vom gegenwärtigen Griechenland, von Emanzipation und vom misslungenen Weltsystem des Neoliberalismus.

Nächstes Gastspiel von CLEAN CITY | unter anderem an den internationalen Lessing-Tagen 2018 am Thalia Theater in Hamburg; nähere Informationen: https://www.thalia-theater.de/de/international/lessingtage-2018/

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