Mephistoland, Europa

Regisseur, András Dömötör schickt das Gorki Ensemble in >>Mephistoland<< (UA 9. Juni 2016) an das ungarische Nationaltheater und konfrontiert sie mit dem europäischen Faschismus.

[caption id="attachment_1937" align="alignleft" width="527"] >>Mephistoland<< , Ensemble, Foto: Ute Langkafel[/caption]

Applaus! Vorhang fällt. Die Schauspieler*innen (Aram Tafreshian, Mareike Beykirsch, Bettina Hoppe, Tim Porath, Mehmet Yilmaz) verbeugen sich. Aram Tafreshian holt einen Zettel hervor und verliest mit zittriger Stimme, dass das Ensemble sich hinter ihren weltoffenen Intendanten, Róbert Alföldi stellt und ruft gleichzeitig zu einer Protestaktion auf. Dem Nationaltheater steht ein Intendantenwechsel bevor, weil die autoritär-nationale Partei Fidesz während den letzten Wahlen eine 2/3 Mehrheit erzielte. Der Parteivorsitzende Viktor Mihály Orbán hat seinen Freund, Attila Vidnyánszky für die Intendanz des Theaters berufen. Vidnyánszky soll wieder eine christlich-nationalistische Tradition ins Haus einführen, was bei vielen in der Theatergruppe auf Widerstand stößt. Während einige sich lernen anzupassen, rebellieren die anderen. Letztendlich landen sie alle in der Endstation, Erlebnisbad.

Das Gorki-Ensemble und der Regisseur Dömötör entwerfen im Jahre 2016 mit >>Mephistoland<< eine Dystopie von einem faschistischen Europa, welches heute real zu sein scheint. Den Rahmen für >>Mephistoland<< liefert einerseits der Roman >>Mephisto<< von dem Schriftsteller, Klaus Mann und andererseits ein homosexuelles Schauspielerpaar, das jeweils an unterschiedlichen Punkten seiner Karriere steht. Tim ist ein Star unter den Spielern. Er ist eigen und widersetzt sich gerne den Normen. Im Gegensatz zu seinem Lebensgefährten, Aram. Er spielt Nebenrollen und passt sich an. Eigentlich ergänzen sich beide ganz gut. Bis sie sich zum Intendantenwechsel, beziehungsweise zum Faschismus positionieren müssen. Tim widersetzt sich der christlich-nationalistischen Struktur und Aram passt sich an. Er sieht seine Chance unter neuer Theaterführung berühmt zu werden.

Die Autoren, Dömötör, Kornél Laboda und Albert Beneder schaffen sich mit diesem Rahmen die Möglichkeit mit der Dramaturgie zu experimentieren. Sie bauen unterschiedliche Nebengeschichten in die Inszenierung ein, um das Horroszenario eines faschistischen Europa zu erweitern. Wie unter anderem die revoltierende Regisseurin, die kein Blatt vor dem Mund nimmt, oder die hungernde Aktionskünstlerin vor dem Theater, oder ein Schauspieler, der nicht den Suizid vom Nationalsozialisten Adolf H. spielen möchte.

Ich bin Regisseurin, gehen sie links ab.

Die Nebengeschichten sind interessant und zeigen unterschiedliche Formen des Widerstands. Dennoch tragen sie auch dazu bei, dass der Rahmen unter den anderen Geschichten abhanden kommt. Und Bezüge und Übergänge hin und wieder orientierungslos abgespielt werden. Das Gorki-Ensemble spricht und spielt das Drama >>Mephistoland<< in seinen einzelnen Rollen sehr überzeugend, unterhaltsam und bringt den Zynismus des Ganzen zum Glänzen. Und erinnert in seiner surrealistischen Art an das Musical >>Rocky Horror Picture Show<<.

>>Mephistoland<<, Maxim Gorki Theater, Weitere Vorstellungen: https://gorki.de/de/mephistoland

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